Rabat,
Hauptstadt Marokkos und Regierungssitz des Königs. Der erste Blick aus
dem Bahnhofsgebäude: modern, hell, großzügig, sauber und wohlhabend.
Zusammen mit der Schwesterstadt Salé, nach Casablanca, der zweitgrößte
Ballungsraum im Land. Die Medinas erscheinen uns beschaulich, gepflegt,
kleinmaßstäblich. Dazwischen das Delta des Bouregreg.
Schaut
man von Rabat über den Fluss nach Salé, lässt sich ein
überdimensionales Baufeld erkennen. Der erste Bauabschnitt des
Megaprojekts Bouregreg.
Zwischen
Flussebene und Medina entsteht ein großes, luxuriöses Stadtquartier.
Eine mehr als einen Kilometer lange Uferpromenade, die sich im Bau
befindet. Ein neuer Yachthafen, die Brücke Hassan II, mit der nun
Trambahn und Autos den Fluss in die jeweils gegenüberliegende Stadt
überqueren können.
Mit bisher ca. 700 Millionen Euro werden aktuell auf den 35 Hektar des Quartiers Bab al Bahr hunderte
Luxusappartements, geplant von Norman Foster, Geschäfte, Büros, Hotels
und Kunstgalerien geschaffen. Maßgeblich finanziert durch Investoren aus
Abu Dhabi und dem Land Marokko.
Für
den zweiten Bauabschnitt, mit Nationaltheater, geplant von Zaha Hadid,
Museen, Hotels und weiterem Yachthafen, sowie gehobenen Wohnsiedlungen,
Parks und öffentlichen Plätzen, auf 110 Hektar, sind ca. 900 Millionen
veranschlagt (vergleichbar mit der aktuellen Bausumme der Elbphilharmonie in Hamburg). Der Startschuss dazu fiel vor zwei Monaten.
Sechs weitere Bauabschnitte folgen.
Das
gesamte Gebiet umfasst 6000 Hektar und soll in erster Linie
ökologisches Sanierungsprojekt, für das über die Jahrzehnte verschmutzte
Flussdelta des Bouregreg darstellen. Ein renaturierter Erholungsort mit
kulturellem Angebot und Wohnfunktion. Aber vor allem soll ein modernes,
fortschrittliches und vermögendes Marokko repräsentiert werden.
Für Planung und Umsetzung wurde vom König die Agence pour l' Aménagement de la Vallée du Bouregreg gegründet.
Diese untersteht direkt ihm und ist somit auch den eigentlich
zuständigen Ministerien und Behörden übergeordnet. Sie verwaltet die
betreffenden Projekte und betreibt Öffentlichkeitsarbeit, ist also
verantwortlich für alle Abläufe im Projekt. Damit werden lange
Bearbeitungszeiten der Ämter umgangen sowie Einsprüche reduziert. Der König ließ dafür ein extra Gesetz anfertigen.
Dass
damit dem Prestige des Landes mehr Geltung zukommt, als vorherrschenden
v.a. sozialen Problemstellungen, wie dem Bestehen von Slums oder der
hohen Analphabetenrate, wird häufig kritisiert. Mit dieser Planung wird
deutlich, wie weit entfernt voneinander sich die Ziele des Projekts
selber und die Erwartungen/ Bedürfnisse der marokkanischen Bevölkerung
befinden.
Abb. 1: Übergeordneter Strukturplan des Bouregreg-Projekts
Quelle: Agence pour l'Aménagement de la Vallée du Bouregreg
Abb. 2: Bauabschnitt I & II als verbindende Elemente zwischen Rabat und Salé
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 3: rechts: Entwicklung dargestellt im Masterplan; links: Entwurf Bauabschnitt I
Quelle: Agence pour l'Aménagement de la Vallée du Bouregreg
Abb. 4: Blick über das Flussdelta
Quelle: rechts: Agence pour l'Aménagement de la Vallée du Bouregreg; links: Eigene Aufnahme
Abb. 5: Symbole der Modernisierung; Straßenbahn und neues Baugebiet
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 6: Die Erwartungen an den Bauabschnitt I
Quelle: rechts: Eigene Aufnahmen; links: Bab al Bahr, Hymne á la vie
Abb. 7: Blickachsen und Ausgestaltung des öffentlichen Raums
Quelle: Eigene Aufnahmen
Abb. 8: Tradition und Moderne treffen hier aufeinander
Quelle: Eigene Aufnahmen
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