Das Selbe oder Ähnliches passiert in
den ehemaligen Schlachthöfen, die 1922 von den Franzosen am Rand der
Stadt gebaut wurden. Riesige Gebäudekomplexe, die nun leer stehen,
nach dem Regierungsbeschluss 2000, den Schlachthof in ein neues
Gebäude zu verlagern. Zurückgeblieben sind etliche Menschen ohne
Arbeit, ein Raum ohne Nutzung und ein fast völlig leerstehendes
Quartier. Der König hat beschlossen in den Schlachthöfen einen Raum
für Kultur zu etablieren, viele Projekte wurden gefördert. Es ist
ein Verein entstanden der den Gebäudekomplex verwaltet. Inzwischen
gibt es sogar einen Pförtner. Nur die Förderungen wurden
eingestellt. Die Kultur hat sich nicht in die „richtige“ Richtung
entwickelt. Als 2007 dann eine Explosion einen großen Teil eines
Gebäudes zerstörte wurden Abrisspläne laut. Bisher ist nichts
passiert. Die Schlachthöfe gibt es noch. Sie wirken auf den ersten
Blick zwar etwas verlassen, die Menschen die wir dort antreffen
versichern uns jedoch, dass hier regelmäßig Veranstaltungen
stattfinden. Auch ein Gnadenhof hat sich hier etabliert, einige
Menschen wohnen in den ehemaligen Verwaltungsgebäuden. Und ein
Kinderzirkus hat hier sein Lager errichtet. Er hat mit dem Verein
sogar einen Vertrag über die legale Nutzung des Geländes
geschlossen. Im Hauptgebäude findet sich eine Ausstellung über
Architektur und Städtebau der Kolonialzeit. Sie hat ihre beste Zeit
jedoch hinter sich und es scheint sich niemand dafür verantwortlich
zu fühlen.
Aber auf irgendeine Art und Weise haben
sich die Menschen der Umgebung das Gelände zurückgeholt. Nur nicht
so aktiv oder offensichtlich, Veränderungen geschehen hier langsam.
Der Bedarf nach Wohnraum ist da,
riesige Bidonvilles entstehen an den Rändern Casablancas, wieso
nutzen die Menschen nicht den Raum der hier verlassen liegt. Wieso
nimmt der König nicht die Chance wahr und baut bereits Bestehendes
um, zu sozialem Wohnraum? Die Stadt platzt aus allen Nähten und
wuchert ins Umland. Es wäre ein wunderbarer Ansatz, hier
nachhaltigen Städtebau zu betreiben.
Es gibt viele Orte wie diese beiden,
die wir entdeckt haben. Es ist eine Entwicklung im Gange von der man
so viel abschauen kann. Manchmal verborgen hinter Mauern, manchmal
ganz offensichtlich in voller Größe, mitten in der Stadt.
Abb.: Projekte und Nutzungen auf dem Gelände
Quelle: Eigene Aufnahmen
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